Der erste Satz, den frisch gebackene Gymnasiasten in ihrer neuen Sprache lernen, ist oft: In Silva esse delectat – im Wald sein erfreut. Demzufolge wussten also schon die alten Römer, dass draußen sein einfach Spaß macht. Die heilende Wirkung von Grünflächen war auch den Ärzten im alten Ägypten bekannt. Sie verordneten ihren Patienten Gartenspaziergänge zur schnelleren Genesung. Und bereits im 18. Jahrhundert entdeckten Ärzte, dass Gartenarbeit gut für psychisch beeinträchtigte Menschen ist.
Heute ist auch wissenschaftlich belegt: Draußen sein ist nachweisbar gesund, wir sind von der Evolution einfach dafür konzipiert. Seit den 80er-Jahren wird dieser Gesundheitseffekt wissenschaftlich untersucht, und inzwischen mehren sich Studien, nach denen das Draußen sein sogar für Therapien genutzt werden kann. Bei der Beobachtung von Patienten nach einer Gallenblasenoperation fand man heraus, dass sie, wenn sie nach der Operation aus ihrem Krankenhausfenster ins Grüne schauen konnten, weniger Schmerzmittel benötigten. Ihre Wunden heilten zudem schneller, sodass sie die Klinik eher wieder verlassen konnten als die Patienten, durch deren Fenster nur eine Backsteinwand zu sehen war. Gestresste Büromenschen und Eltern von internetaffinen Kindern haben im Ernstfall also wissenschaftliches Rüstzeug an der Hand, um Argumente für Waldspaziergänge zu finden.