Früher (also so richtig früher, vor etwa drei oder vier Millionen Jahren) hatten unsere Urahnen eine glänzende Idee: Statt sich auf allen vieren fortzubewegen und durch’s tropische Geäst zu hangeln, richteten sie sich auf und durchstreiften die afrikanische Savanne fortan auf zwei Beinen. Vorteile dieser Masche: Man konnte besser und weiter sehen,
über das hohe Gras hinweg Freund und Feind erkennen, und man hatte die Hände frei, um damit allerlei nützliche Dinge zu fassen und der örtlichen Fauna nun auch mit Speer und Schleuder zuleibe zu rücken. Die Konservativen von damals, die im Wald zurückblieben und sich auf ein schlichtes „weiter wie immer“ beschränkten, sind die Vorfahren
der Primaten von heute, die sich immer noch von Früchten und Insekten ernähren, während wir beim Italiener sitzen und uns zu den Scampi in Knoblauchöl noch ein GläschenVerdicchio bestellen. Bei allem Kulturpessimismus: Unterm Strich irgendwie kein schlechter Deal.
Die Evolution des Menschen
In den folgenden Jahrmillionen passte sich unser Organismus immer mehr der neuen Lebensweise an, aus dem Australopithecus afarensis entstand langsam, aber sicher der Homo sapiens,
der so ziemlich dem Menschen von heute entspricht. Oder sagen wir: Dem Menschen von vor hundert Jahren, denn inzwischen hat sich so etwas wie eine neue Art entwickelt – der Homo sedens, der sitzende Mensch also. Für die Evolution allerdings ist eine Spanne von einigen Jahrzehnten schlicht nicht existent, so schnell geht’s halt nicht mit der Anpassung. Während wir also mit einem für die Jagd in der Savanne optimierten Körper unterwegs sind, verbringen wir den Großteil des Tages im Sitzen – bei der Arbeit im Büro,
beim Essen und Autofahren, beim Fernsehen oder vor dem Computer.
Ist Sitzen ungesund?
Das Sitzfleisch ist der wichtigste Körperteil des Büromenschen geworden, zumindest der am intensivsten genutzte (wenn wir das Gehirn im Einzelfall mal außen vor lassen).
Eine aktuelle Studie zielte auf die erwartbaren Gesundheitsgefahren von dauernder körperlicher Inaktivität: Die bewegungsärmsten der fast 5000 Studienteilnehmer verbrachten
21,8 Stunden pro Tag auf Sesseln, Sofas, Stühlen oder im Bett. Die agilsten Probanden saßen hingegen nur 1,8 Stunden am Tag mehr oder weniger still – und waren deutlich gesünder,
was zum Beispiel Infarktrisiko, Blutwerte oder Rückenbeschwerden angeht. Beim permanent sitzenden Menschen fließt das von Nährstoffen übersättigte Blut langsam und zäh durch die Arterien, bildet verengende Ablagerungen, die einst elastischen Aderwände versteifen. So erhöht sich der Blutdruck anfangs partiell, bald meist chronisch.
Weniger sitzen also?
Teilweise ist das kaum zu ändern: In der Nacht sollten natürlich auch Büromenschen sieben bis acht Stunden schlafend im Bett verbringen, und viele von uns müssen tatsächlich mit Auto oder U-Bahn, also eher sitzend, den Weg zur Arbeit antreten. Und auch am Arbeitsplatz und am Besprechungstisch, in der Kantine und in Meetings wird ja normalerweise gesessen – und, ganz ehrlich, das meiste unseres sitzenden Alltags können wir gar nicht ernsthaft beeinflussen, eine Sitzung im Stehen wäre
doch merkwürdig. Wenn wir das Sitzen selbst also nur bedingt vermeiden können, dann sollten wir umso mehr darauf achten, WORAUF wir sitzen. Ein guter Bürostuhl kann vor Rückenschmerzen schützen und sollte, unabhängig vom Preis.
Grundsätzlich gilt:
Die Sitzhöhe eines rückenfreundlichen Bürostuhls ist verstellbar. Idealerweise bilden Ober- und Unterschenkel einen rechten Winkel, beide Fußsohlen
liegen vollständig auf dem Boden auf. Beim Sitzen sollte der Rücken Kontakt zur Rückenlehne haben. Günstig ist darüber hinaus eine verstellbare Sitzflächenneigung, so dass das Becken leicht nach vorn gekippt ist. So kann die Wirbelsäule ihre natürliche Doppel-S-Form einnehmen. Die Rückenmuskulatur wird dadurch entlastet.
Für besonders große oder besonders kleine Menschen empfiehlt sich außerdem eine Sitzfläche, die sich in der Tiefe verstellen lässt, also nach vorn und hinten bewegbar ist.
Dadurch ist für Menschen über etwa 1,90 m gewährleistet, dass nicht nur der halbe Oberschenkel auf der Fläche aufliegt und komplett gestützt ist, für die unter 1,70er kann die Sitzfläche nach hinten gestellt werden, so dass man sich wirklich anlehnen kann und der Rücken nicht einige Zentimeter vor der Rückenlehne bleibt.
Die Rückenlehne sollte außerdem flexibel sein, wobei der durch sie ausgeübte Gegendruck auf den Rücken den Oberkörper nur aufrichtet, nicht jedoch nach vorn drückt.
Außerdem sollte die Höhe der Rückenlehne verstellbar sein, so dass das Becken beim Sitzen fixiert ist. Die Rückenlehne am Bürostuhl einer Frau sollte weich und flexibel sein und vor allem den unteren Rücken stützen. Für Männer wird dagegen eine festere Rückenlehne empfohlen, die in erster Linie die Muskeln im Schulter- und Nackenbereich stützt.
Die Armlehnen des Bürostuhls entlasten Schultergürtel und Oberkörper. Idealerweise sind sie in Höhe und Tiefe verstellbar und unterstützen nicht nur den Ellenbogen,
sondern den gesamten Unterarm. Auch das trägt dazu bei, Rückenschmerzen zu verhüten.